Ich gebe es gerne zu: Ich gehe gerne in Museen und gehöre zu den Leuten, die auch gerne vor nahezu jedem Exponat stehen bleiben und sich die Begleittexte dazu durchlesen. Da passiert es auch schon mal, das ich erst nach fünf, sechs oder mehr Stunden wieder rauskomme und ob der neuen eindrücke geplättet bin. Aber an der Stelle bin ich auch immer dankbar, weil ich neues Wissen zum Klugscheißen angehäuft habe. (OK, seit ein paar Jahren habe ich auch das Gefühl, das jedes bisserl neues Wissen auch etwas altes Wissen bei mir vernichtet, aber das is ja eh gebraucht *g*)
Natürlich war es klar, dass auch der Schwedenurlaub dazu genutzt werden würde, einige Museen anzusteuern um dort das Allgemeinwissen aufzupolieren.
Geschissen hat der Hund und das auf die Veranda: mag ja sein, das wir bei unserer Auswahl der Museen jedes Mal kräftig danebengelegen haben, aber was anscheinend die Schweden unter Museumskultur verstehen, das ist nicht mit dem Niveau zu vergleichen, das ich aus Deutschland gewohnt bin.
Selbst ein viel beworbenes Haus wie das Auswanderermuseum in Växjö, welches den Exodus der schwedischen Bevölkerung seit 1848 in die USA thematisiert, ist von der Aufmachung und der Didaktik irgendwann in grauer Museumsvorzeit stehen geblieben. Man kommt sich ungelogen vor, als wenn die 10. Klasse des Gymnasiums Brunsbüttel eine Projektarbeit zu diesem Thema vorbereitet hat und diese dann auf Stellwänden n der Schulaula präsentiert. Kaum Exponate mit Aussagekraft, dafür jede Menge Texttafeln und Fotos, die man größtenteils mit Wikipediarecherche auch selber finden könnte. Weil es so schön passt, wird natürlich auch die Titanic thematisiert, obschon diese wohl eher bei diesem Thema eher eine Randnotiz darstellt. Die Dioramen und Schaukästen, die man teilweise vorfindet, spotten jeder Beschreibung. Größtenteils mit einem bedauernswertem Mangel an handwerklichem Geschick zusammen gestümpert, das man am liebsten sofort Hilfe anbieten möchte, weiß man nicht ob man klagen, weinen oder lachen möchte. Wenn es denn lebensgroße Puppen mal gibt, so wirken die eher wie Vogelscheuchen, als wie Exponate in einem renommierten Institut.
Was mir aber besonders über aufgestoßen ist, war die Selbstverständlichkeit, mit der Touristen ignoriert werden. Dass es keine deutschen Beschriftungen/Erklärungen gibt, kann man ja fast erwarten. Dass aber selbst englische Begleittexte nur selten vorhanden sind, in einigen Museen gar komplett fehlen, das empfinde ich gelinde gesagt als Frechheit. Ich mein, sorry, wann habe ich den Punkt verpasst, das Schwedisch eine Weltsprache wurde? Diese Museen werden immerhin nicht nur in Reiseführern, sondern auch in den überall ausliegenden Touristikinfomationen angepiesen werden (Welche übrigens es sowohl in Englisch, als auch in Deutsch gibt!) Was nutzt mir das beste Museum, wenn ich die Texte nicht lesen kann?
Das z.B. im Auswanderermuseum lediglich die erfolgreichen Schweden thematisiert werden, aber nicht das Elend, das es zu Hauf gab, ist wohl eine bewusste „Designentscheidung“, die man nicht gut heißen, aber akzeptieren muss.
Bezeichnend jedenfalls, wenn im Auswandererhaus eine Sonderausstellung zum Thema „Blut“ stattfindet, welche weit interessanter gestaltet ist (und auch einfach „wertiger“ wirkt) als die Hauptausstellung.
Eine derbe Enttäuschung war auch das Husby Hus, welches als Freilichtmuseum besonders viele Möglichkeiten bieten sollte, Geschichte lebendig wirken zu lassen. Leider waren einige Gebäude, obwohl offiziell begehbar, abgeschlossen (ohne Angabe von Gründen), andere in einem absolut desolatem Zustand (Spinnenweben der Jahrhunderte, Mäusefraß, Gebäude wirkten nicht bewohnt, sondern wie in Panik verlassen). Ein historischer Hochofen, eigentlich ein Highlight eines solchen Museums, war halt vorhanden, aber null erklärt. Im selben Raum befand sich dann eine Sammlung alter Kutschen und neben dem Hochofen wurden leere Kartons von High Tech Geräten gestapelt, welche aber maximal in den Aufenthaltsräumen des Personals eingesetzt worden sind.
Diverse kleinere Ausstellungen hatten dann wieder den gymnasialen Charme von Brunsbüttel, Highlight war dann eine „Ausstellung“ von Elektrogeräten, welche wahllos zusammen geschmissen worden sind ohne erklärende Worte. Am Ausgang (!!!) fand man dann eine (sogar deutsche) Liste, was jetzt was gewesen ist…großes Tennis!
Explizit ausnehmen möchte ich hier die diversen Ruinen und Grabesfelder, die man in Schweden wirklich an jeder Ecke findet. Diese sind, so man sich dafür interessiert, wirklich interessant und auch „lesbar“, da die meisten angebrachten Informationstafeln, wenn schon nicht deutsche, dann zumindest auch englische Texte bieten.
Zum Abschluss dann noch ein Eindruck dessen, was man so in einer Sonderausstellung „Elche im Straßenverkehr“ geboten bekommt. Hier zumindest kann man dann noch wenigstens schmunzeln, zumal dieses Exponat nicht in einem Museum, sondern in einem Elchpark zu finden ist!